Büroatelier ED

Truden i.N. | Südtirol

In einen vorhandenen Geländesprung geschoben, von kaum einem Bezugspunkt im Dorf sichtbar, ruht das Büroatelier im kleinen Ort Truden im Naturpark. In seiner Erscheinung passt es sich vollständig an seinen Standort an, fast puritanisch und doch ortsbestimmend.  Die Umnutzung des bestehenden Einschnitts im abfallenden Gelände bedingte keine erkennbare Hangverformung, sodass der Außenraum transparent in seiner Ursprünglichkeit als geneigter Hang mit Wiesenfläche wiederhergestellt werden konnte.

Mit einer Selbstverständlichkeit positioniert sich das Gebäude so zurückhaltend in den Hang versetzt und nimmt sich lesbar in Materialität und Konstruktion zurück. Erkennbar wird es durch eine asketische, schräg verlaufende Rundung aus Sichtbeton, welche frugal aus dem Terrain hervorragt und so einen klar lesbaren Außenraum mit Zugang definiert. Sie bildet von oben einen evidenten Eingang und schafft gleichzeitig eine vertikale Verbindung zwischen Hang und Büroatelier über eine gewendelte Treppe aus Cortenstahl. Im Erdgeschoss bildet ein kleiner Vorraum einen geschützten Außenraum. In einem glatt geschalten Betonkubus arrangieren ein schmuckloses Eingangsportal sowie ein mit Ornamenten versehenes Tor aus Cortenstahl Verflechtungen zum Innen- und Außenraum. Nach vorne hin disponieren schwarz geölte Cortenstahl-Steher, samt aufgesetzter Wanne mit Schotterschicht aus ortstypischem Porphyr und dahinterliegender rahmenloser Verglasung, die einzig sichtbare Fassadenfläche. Der dadurch entstandene Rücksprung des Gebäudes bündelt den Baukörper invariabel mit seiner natürlichen Umgebung und sorgt für eine natürliche Beschattung der Innenräume sowie ausreichend Schutz nach außen hin.

Im Inneren öffnen sich kompakt positionierte offene Arbeitsbereiche samt Besprechungszimmer und abgetrenntem Hauptbüro, Tages-WC sowie Service- und Technikräume. Eine durchgehende rahmenlose Verglasung, welche auf einen Betonsockel aufgesetzt ist, zeigt intern die quotenmäßige Verschiebung zwischen Gebäude und Außenflächen und belichtet holistisch die gesamten Arbeitsbereiche. Entlang dem offenen Hauptgang arrangieren vereinzelte Öffnungsflügel in der rahmenlosen Verglasung fortlaufend Bezüge zwischen Innen- und Außenraum. Trennwände aus OSB-Platten ergänzen die gleichermaßen geschalten, rauen Betonwände zum Erdreich hin. Eingebaute Einrichtungselemente organisieren die einzelnen Bereiche im Atelier und schaffen adäquate Arbeitsräumlichkeiten.

Die Materialwahl orientiert sich ganzheitlich an den Attributen des Bauplatzes. Eine unverkennbare Performanz wird durch die ausschließliche Verwendung von Werkstoffen im Rohzustand erzielt. Schwarz geöltes Cortenstahl definiert Außenabschlüsse und Langlebigkeit. Sämtliche Außenwände wurden aus Sichtbeton, glatt geschalt im Außenraum und rau geschalt im Innenraum, realisiert. Innenwände und Möbel wurden aus unbehandelten OSB-Platten gefertigt, lediglich Tischplatten wurden nutzungsbedingt glatt gewählt. Geglättete Zementestrichböden ergänzen folgerichtig das uniforme Konzept. Ein stimmig karges Materialgefüge entsteht so, frappant in seiner Gesamtheit. Durch die Translation der Dispositionen des Bauplatzes auf das Materialarrangement kann, unterstützt von unkonventionell gelösten Details, der räumlichen Aufteilung sowie der Eingliederung des Bauvolumens, ein unverkennbarer Mehrwert für den umliegenden Ort und den Nutzern erwirkt werden.

Typologie: Bürogebäude
Standort: 39040 Truden i.N.
Lage: 1100 m

Grundstücksfläche: 120m²
Nutzfläche: 75m²
Gesamtkubatur: 330m³

Projekt und Realisierung: 2021 – 2023
Energiekonzept: Luftwärmepumpe
Fotos: Gustav Willeit